Nach dem der Mord an Rudolph Moshammer so fix aufgeklärt werden konnte, fordern plötzlich alle möglichen Politiker, dass DNS-Tests zum Standard bei Erkennungsdienstlicher Behandlung werden soll. Da muss ich mich echt an den Kopf fassen…
1.) Der Fall Moshammer war so einfach (auffälliges Auto, auffälliges Opfer, 160 Zeugenhinweise), dass es schon eine Beleidigung für die Polizei ist zu behaupten, dass die DNS-Probe des mutmasslichen Täters in der Datenbank so wichtig für den Fandungserfolg war. Ein Beweis für die großen Vorteile einer Voratsspeicherung ist dieser Fall ganz sicher nicht.
2.) Ich frage mich ernsthaft, ob es überhaupt legal war, dass diese DNS-Probe vom mutmasslichen Mörder noch vorhanden war. Schließlich war (laut einem Radiobericht, den ich gehört habe) dieser bei dem früheren Vergehen, im Zuge dessen er die Probe abgegeben hat, nur Verdächtiger und wurde wegen irgendwas nie verurteilt. Hätte die nicht sofort nach Verfahrensende gelöscht werden müssen???
Sowas darf meiner Meinung nach einfach nicht sein! Auch wenn der Mann jetzt aller Wahrscheinlichkeit nach ein abscheuliches Verbrechen begangen hat, darf das im Nachhinein nicht einfach mal so abgenickt werden.
3.) Ein DNS-Test ist eben doch nicht einfach so vergleichbar mit einem Fingerabdruck oder einem Foto, auch wenn immer wieder behauptet wird, dass er nur die „moderne Variante“ davon ist. Aus einer entsprechenden Probe lassen sich halt doch ein Haufen andere Daten gewinnen, etwa Veranlagung für Krankheiten und ethnische Zugehörigkeit, gewinnen. Auch wenn die Polizei versichert, sich nach den gesetzlichen Regelungen auf bestimmte Anschnitte, die solche Aussagen nicht zulassen, beschränken zu müssen. Irgendwie bin ich von solchen Aussagen immer nicht so 100%ig überzeugt.
Vor allem, weil die genetischen Daten von Unschuldigen ja meines Kenntnisstandes nach auch nicht einfach mal so in eine Datenbank wandern dürften.
4.) So ein Test kostet bestimmt neben alle anderen Bedenken auch einen Haufen Geld. Wenn schon ein lumpiger Prionentest wegen BSE bei einer toten Kuh mit um die 50 Euro zu Buche schlägt, will ich gar nicht wissen, was da für ein Kostenberg bei einem nicht nachgewiesenermaßen sinnvollen Unterfangen zustande kommt.
Ich hoffe doch, dass in Bezug auf diesen Wahnsinn doch mal wieder die Vernunft Einzug hält. Immerhin gibt es doch noch Leute und Artikel in der Presse die meine Befürchtungen teilen.
Nachtrag vom 19.01.2005: Na bitte: Spiegel Online meldet sich auch nochmal mit der Gegenposition zu Wort.
Nachtrag II vom 19.01.2005: Ein weiterer Artikel auf Spiegel Online zum Thema. Dieser ist auf jeden Fall sehr lesenswert!