Momentan noch unbemerkt von der weiten Öffentlichkeit hat eine neue MP3 Plattform mit dem Namen Akuma das Licht der Welt entdeckt. Nachdem bei heise und golem natürlich innerhalb von Sekunden das Gejammer über die verwendeten Wasserzeichen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, hab ich die Sache einem Realitätscheck unterzogen. Wie immer verwende ich dabei unsere patentierten, nicht nachvollziehbaren und hochgradig subjektiven Kriterien.
Für den ersten Test mußte gleich mal der Validator herhalten, um die technische Qualität der Webseite zu überprüfen. Wie zu erwarten war, scheitert das an einer ganzen Menge (teilweise unnötiger) Fehler. Aber so leicht lasse ich mich nicht abschrecken… Wesentlich gravierender ist jedoch die Tatsache, daß kein https im Kontobereich der Seite angeboten wird. Da man im Voraus sein Konto auflädt, finde ich die Kontodaten durchaus schützenswert.
Die Preview-Funktion der Titel ist mit Flash realisiert. Dadurch kann man auch am Mac problemlos die Titel vorhören. Leider sind die Previews auf 30 Sekunden beschränkt und geben immer den Beginn des Liedes wieder. Dies kann bei manchen Liedern zu kurz sein. Hier wäre es wünschenswert, wenn man das komplette Lied vorhören könnte. Sehr lobenswert ist, daß die (untersuchten) Previews als MP3 Stream mit 256kBit gestreamt werden. Um das Vorhören zu verlängern könnte man einen Kompromiß verwenden: Die Previews werden als MP3 mit variabler Bitrate kodiert. Die ersten 30 Sekunden werden wie bisher in voller Qualität zur Verfügung gestellt. Danach wird die Bitrate so weit heruntergeregelt, daß man nicht auf die Idee kommt einfach das Preview herunterzuladen.
Die Dateien sind hochwertig kodiert (oft mit 256kBit/sec) und enthalten vollständige MP3 Tags inklusive Cover. Zusätzlich ist das Cover als 400*400 Pixel große JPEG-Datei im Zip-Archiv enthalten. Auch die Benennung der Dateien läßt nichts zu wünschen übrig. Leider gibt es Probleme mit der Längenangabe:
Das hat nicht nur optische Konsequenzen. Springt man im Lied, kann es passieren, daß in iTunes 7 zwei Lieder gleichzeitig abgespielt werden. Hört man die Tracks sequentiell, tritt der Fehler nicht auf. Das Problem ist dem Support bekannt und wird auch schon im Entwicklerblog erwähnt. Da es nicht nur in iTunes zu diesen Fehlern kommt, dürfte es sich tatsächlich um einen Fehler im Encoding (vermutlich im Zusammenspiel mit den Wasserzeichen) handeln. Das kommt davon, wenn man den Encoder beim Erfinder lizensiert und nicht einfach ein OpenSource Produkt wie Lame verwendet… Bin ja mal gespannt, wann das Problem behoben sein wird – so lange liegen weitere Einkäufe erst mal auf Eis!
Angebot und Preise
Ein Angebot von 300.000 Titeln von 40.000 Künstlern sollte eine Weile zum stöbern ausreichen. Der Shop hat ausschließlich Titel von Independent-Künstlern im Angebot. Wer – wie ich – von der Hit-Rotation im Radio total genervt ist, ist hier also genau richtig. Eine stichprobenartike Kontrolle der Titel, die bei CBC im Podcast vorgestellt wurden, hat immerhin für einige Titel Treffer ergeben (allerdings nicht für alle). Preislich sind die Titel mit €1,19 relativ teuer. Ein komplettes Album kostet z.B. €11,49. Teilweise kommt es allerdings zu lustigen Fehlern bei der Abrechnung:
Wer hier das Album statt den Titel kauft, ist selber schuld… Anfangs noch vorhandene Fehler mit der Suchfunktion (leere Seiten als Ergebnis, obwohl Titel gefunden werden – z.B. bei The Call of Lust) scheinen in der Zwischenzeit behoben zu sein.
Bezahlung
Bezahlen kann man auf zwei Arten: T-Pay und Paypal. Jeweils in Beträgen von 10, 20 und 50 Euro. Die momentan einzige Möglichkeit kostenlos Geld aufzuladen ist Paypal. Bei allen anderen Möglichkeiten werden zusätzlich 50cent Gebühr fällig.
Fazit
Insgesamt bin ich über die gebotene Leistung zweispältiger Meinung. Trotz kleinerer Mängel ist es prinzipiell ein gut gemachtes Angebot. Die Probleme mit den MP3-Dateien werden sicherlich in Kürze ausgeräumt sein. Als kleiner Wehrmutstropfen bleiben allerdings die zu kurzen Previews, worüber auch ihre hohe Qualität nicht vollständig hinwegtrösten kann.
Vollkommen unakzeptabel finde ich allerdings die Bezahlmodalitäten. Sicherlich ist es ärgerlich, wenn T-Pay Geld für den Einzug des Geldbetrages sehen will, aber das ist meiner Meinung nach ein Apfel, in den ein Anbieter beißen muß. In der Regel kosten die Alben in der Form von CDs bei Amazon nur wenig mehr als im Download-Shop. Wer die exorbitanten Konditionen von Amazon kennt, kann sich über solche unnötigen Gebühren nur noch wundern. Die Gewinnspanne dürfte beim Download wesentlich höher sein, da die von Amazon geforderte Vorratshaltung der CDs vollständig entfällt. Die Preisgestaltung der Titel führt außerdem dazu, daß immer Geld übrig bleibt: den krummen Preisen der Titel und Alben stehen glatte Aufladebeträge gegenüber.
Die Wasserzeichen sind aus meiner Sicht kein Problem. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn der Besitzer eines Liedes im Kommentarfeld des MP3s zusätzlich vermerkt wird (z.B. „Dieses Lied enthält ein Wasserzeichen und ist lizensiert für Herrn X Y
„), damit man selbst nicht vergißt, daß das Lied ein Wasserzeichen enthält. Über die rechtlichen Konsequenzen möchte ich lieber nicht nachdenken: Was ist, wenn ich das MP3 auf CD brenne und mir kommt diese CD abhanden? Wenn dann jemand das Lied ins Netz stellt, sieht es erst mal so aus, als sei ich der Schuldige gewesen…
Letztendlich muß jeder selbst entscheiden, ob es sich lohnt eine vollwertige CD mit Lieferzeit und Versandkosten für nur wenige Euro mehr zu bestellen. Ein interessanter Ansatz, den ich weiter im Auge behalten werde, ist es allemal!