Von Commodoro aus sind es knapp zwei Stunden Fahrzeit nach Puerto Deseado. Mit unterem Mietwagen, einem ziemlich ungeeignetem Chevrolet Classic (Codename: die Möhre) fuhren wir durch die immer karger werdende patagonische Steppe. Der Ort selbst liegt in einer wüstenartigen Umgebung und wirkt eher lebensfeindlich – aber das täuscht.
Das Besondere dort ist ein prähistorischer Fluss, der weit ins Landesinnere hinein reicht und heute mit Meerwasser gefüllt ist. Mit den Gezeiten werden Nährstoffe im flachen Wasser umgewälzt, weswegen sich gerade die Vogelwelt extrem entwickelt hat. Dort gibt es unter anderem die weltweit einzige für Besucher gut zugängliche Brutkolonie von Felsenpinguinen. Auch nach einem Besuch in South Georgia und der Antarktis gilt: sowas wie zu viele Pinguine gibt es nicht!
Nach unsere Ankunft bezogen wir unser Hotel, das 1974 gebaut und seither nie renoviert wurde. Im Zimmer hätte jeder Antropologe seinen Spaß gehabt, da es viel zu erforschen gab. Aus dem ursprünglich vorhandenen Meerblick war mittlerweile ein Blick auf den Containerhafen geworden. Da war es dann weniger schlimm, dass der Rollo auch kaputt war und sich nicht öffnen lies. Schnell hatten wir Puerto Deseado in Puerto Desolado umbenannt. Dem Ort selbst tut das aber unrecht, denn für Naturliebhaber ist er jede Mühe wert. Wir wollten ja eh möglichst wenig Zeit im Hotel verbringen.
Am ersten Tag schauten wir uns die Tierwelt des „Flusses“ an. Seelöwen, Rotfußkormorane, Falklandseeschwalben, Magellanpinguine, Austernfischer und natürlich die Commerson-Delfine.
Die Felsenpinguine findet man dort aber noch nicht, sie brüten auf der Isla Pinguino, zu der man einen geführten Tagesausflug mit dem Boot machen muss. Wir zitterten, ob das Wetter passen würde und sich genug Leute finden würden, aber wir hatten Glück. Am zweiten Tag konnte es losgehen!
Zuerst trifft man dort die Magellanpinguine, deren Kücken schon ziemlich groß sind. Dieses Jahr scheint ein gutes Jahr zu sein, denn sie sind nicht nur groß, sondern auch ziemlich fett 🙂
Dann geht es weiter zu den eigentlichen Stars der Insel, den Felsenpinguinen.
Sie sind geradezu winzig im Vergleich, und nochmal sehr anders als die anderen Pinguinarten, die wir schon kannten. Streitereien beim Brüten sind ja bei quasi jeder Art normal. Diese kleinen Punks schaffen aber noch nicht einmal nebeneinander zu stehen, ohne einen Streit vom Zaun zu brechen!
Die kleinen machen ihrem englischen Namen „Rockhopper“ tatsächlich alle Ehre, denn sie springen mit ihren riesigen Füßen mit Krallen steile Felsen hinauf, um dort auf naktem Fels zu brüten.
Die Isla Pinguino war ein wirklich toller Ausflug, und Puerto Deseado die Reise auf jeden Fall wert. Um den Ort herum gibt es viele weitere Ziele, zum Beispiel Canons in denen man Wandern gehen kann. Dort sind wir mit der Chevrolet-Möhre allerdings nicht wirklich hinkommen. Merke: nächstes Mal einen anständigen Mietwagen, und in einem anderen Hotel übernachten!