Helligkeitsunterschiede in Panoramen korrigieren

Panoramen wirken besonders schön, wenn sie kurz nach Sonnenuntergang gemacht werden (oder kurz vor Sonnenaufgang – habe ich zumindest mal gehört, da schlafe ich normalerweise noch). Besonders bei großen Panoramen ergeben sich dadurch fast zwangsläufig große Belichtungsunterschiede zwischen dem ersten und letzten Bild. Tagsüber kann man einfach die Belichtung messen, bevor man das Panorama fotografiert. In der Dämmerung ändern sich die Lichtverhältnisse in den fünf Minuten, die man für einen Durchlauf braucht ständig. Am Beispiel von Playa de las Americas auf Teneriffa – das durch die geringere Distanz zum Äquator schnellere Wechsel zwischen Tag und Nacht hat – möchte ich kurz zeigen, wie man trotzdem brauchbare Bilder bekommt.

Unter diesen Lichtverhältnissen mache ich meine Aufnahmen grundsätzlich mit Stativ und einem geeigneten Panoramakopf. Dabei ist wichtig, die Blende und den Weißabgleich fest einzustellen, um die Bilder überhaupt sinnvoll montieren zu können.

Ich verwalte meine Fotos mit Aperture und packe deshalb nach einem Fotoausflug alle Teile eines Panoramas in einen Stack. Als Auswahlbild für den Stack wird am Ende dann das montiere Gesamtbild stehen.
Stack in Aperture

Bevor man die Bilder montiert, sollte man versuchen die Helligkeitsunterschiede möglichst auszugleichen. In Aperture kann man das gut über die Belichtungseinstellung und ggf. durch Aufhellen der Schatten erreichen. Dafür öffne ich zwei nebeneinanderliegende Bilder im Vollbildmodus und passe so ihre Belichtung aneinander an. Gerade wenn man viele Bilder hat, schafft man es aber normalerweise nicht, alle unter einen Hut zu bekommen. In so einem Fall versuche ich dann wenigstens die schwer zu korrigierenden Flächen (z.B. strukturierter Vordergrund, i.d.R. alles außer Himmel) möglichst nah aneinander anzugleichen. Die gängigen Panorama Programme können zwar die Helligkeit interpolieren, liefern dabei aber keine wirklich zufriedenstellende Ergebnisse.

Die Bilder werden anschließend als 16bit TIFF Dateien exportiert und mit PanoramaStudio oder Calico montiert. Als Ausgabe können beide Photoshop-Dateien mit mehreren Ebenen erstellen. In diesem Fall hat Calico beim Stitchen gestreikt und nur einen Teil des Panoramas montiert (diesen jedoch besser als PanoramaStudio).

Die entstandene 500MByte Bilddatei wird anschließend in Photoshop weiterbearbeitet, um letzte Fehler der Montage zu beheben, die Farben anzupassen und fehlende Bergspitzen zu ergänzen ;-).
Montiertes Panorama vor der Bearbeitung in Photoshop
Wie man deutlich erkennen kann, besteht der Himmel aus Streifen mit verschiedener Helligkeit. Durch die Überblendung ergeben sich zusätzlich zwischen zwei Bildern sichtbare Übergänge. Es empfielt sich alle Bearbeitungsschritte in einer eigenen Ebene zu machen, da man so leicht Fehler rückgängig machen kann. In dem Bild habe ich zuerst den Himmel ausgewählt, um die Gebäude am Horizont nicht aus versehen zu übermalen. Außerdem verhindert die Außengrenze der Auswahl, daß das Heilungswerkzeug später dunkle Pixel vom Horizont aufnimmt und so den Himmel zu blau-grau verschmiert.

Danach habe ich mich, ausgehend von einem Bild mit gleichmäßig strukturiertem Himmel, daran gemacht das Blau des Himmels auszugleichen. Es ist geschickt, an einer Stelle zu beginnen, die ungefähr mittlere Helligkeit hat. Dunkle Partien werden mit dem Stempelwerkzeug in der Einstellung „Aufhellen“, helle mit „Abdunkeln“ übermalt. Die Einstellung bewirkt dabei, daß nur Pixel übermalt werden, die dunkler, bzw. heller als die Pixel an der Referenzstelle sind. Das verhindert, daß der Himmel aus sich wiederholenden Mustern besteht und so am Ende künstlich aussieht. Zusätzlich kann man die Transparenz verringern und sich so feiner an die Zielhelligkeit herantasten.

Ebenenpalette des Bildes

Am Ende bearbeitet man die entstandene Farbmischung noch mit dem Heilungswerkzeug bis eine gleichmäßige Fläche entstanden ist. Meiner Meinung nach sind natürlich aussehende Flächen am schwierigsten zu erreichen, da das Auge sofort jede Unregelmäßigkeit wahrnimmt und so schnell ein „künstlicher“ Eindruck entsteht. Bei Gebäuden, die in den Himmel „hineinragen“ sollte man die Maske etwas großzügiger wählen und lieber manuell nacharbeiten, um feine Details nicht zu zerstören. Bei diesem Bild haben alle Bearbeitungsschritte (inklusive einigen Fehlversuchen) ca. sechs Stunden gedauert. Also – nicht verzagen, wenn es nicht sofort beim ersten Mal klappt!

Das fertige Resultat weist keine sichtbaren Farbübergänge auf und macht trotzdem keinen gemalten Eindruck.

Montiertes Panorama nach der Bearbeitung in Photoshop

Wenn ich eine Möglichkeit finde, das Bild auf einen festen Hintergrund aufzuziehen, wird es demnächst wohl auch in 250cm Breite an meiner Wand zu bewundern sein. Vorschläge hierzu sind jederzeit gerne willkommen!

3 Gedanken zu „Helligkeitsunterschiede in Panoramen korrigieren“

  1. Hoffentlich bekommen wir hier das finale Bild etwas größer auch zu sehen, sieht aber so schon super aus.

    Drei Fragen noch:

    • Welchen Kopf und Teile hast du eigentlich genau?
    • Bist du mit den Ergebnissen von Aperture zufrieden?
    • Hast du schon mal die Exposure Equalization im Calico probiert?

  2. Zum Panoramakopf wird es irgendwann in ferner Zukunft noch einen eigenen Blog-Artikel geben. Ebenso zu Aperture (da bin ich genaugenommen schon am Schreiben).

    Die Angleichung der Belichtung hilft leider nur teilweise. Dadurch, daß man ca. 5 Minuten braucht um alle Aufnahmen zu machen, verändert sich die Helligkeit stärker als man damit ausgleichen kann. Außerdem ist der Photoshop-Export von PanoramaStudio momentan besser als der von Calico.

  3. Hallo Dirk

    Bin sozusagen auch ein angefresserer Photosticher. Habe bisher mit der Olympus Camedia software gearbeitet und bin nun zu Aperture aufegstiegen, und so auch indirekt beim googeln auf deinen blog gestossen. Das Einarbeiten braucht noch eine Weile schätze ich.

    Zwecks Panos auf 250 cm aufziehen. Habe schon diverse riesen Panos in meiner Wohnung hängen (http://www.posterxxl.com) macht so etwas.

    Gruss aus dem tiefsten Süden

    😉 Gunnes

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